Fritz-Walter-Gala: Botschafterin Celia Sasic im Interview
Celia Sasic kann heute auf eine erfolgreiche Fußballkarriere zurückblicken. Mit der Nationalmannschaft gewann sie 2009 und 2013 den Europameistertitel, wurde 2014 DFB-Pokal-Siegerin und belegte 2015 bei der Wahl zum FIFA Ballon d´Or den zweiten Platz. Seit 2022 ist Celia Sasic Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität beim DFB, wo sie sich in ihrer Rolle für gesellschaftlich enorm wichtige Themen einsetzt.
Fritz-Walter-Stiftung: In diesem Jahr wäre Fritz Walter 104 Jahre alt geworden. Sein Geburtstag wird im großen Rahmen in Koblenz gefeiert. Warum ist es aus Ihrer Sicht so wichtig, eine Persönlichkeit wie Fritz Walter nicht in Vergessenheit geraten zu lassen?
Celia Sasic: Die Gefahr, dass Fritz Walter in Vergessenheit gerät, besteht nicht. Er ist eine Ikone unseres Sports. Er repräsentiert eine Mannschaft, die unserem Land nach traurigen, belasteten Zeiten wieder Selbstbewusstsein und etwas zu feiern gab.
Fritz-Walter-Stiftung: Sie sind im Jahr 2005 mit der Fritz-Walter-Medaille in Bronze ausgezeichnet worden. Einer der wichtigsten Nachwuchspreise des deutschen Fußballs. Wie war das damals für Sie?
Celia Sasic: Es kam mir wie ein Start in eine neue Phase vor. Der Preis hat mich gestärkt und Hoffnung vermittelt. Ich habe ihn auch als Verpflichtung empfunden, im Fußball etwas zu erreichen.
Fritz-Walter-Stiftung: Seit 2022 sind Sie Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität beim DFB. Welche Initiativen werden ergriffen, um diese Thematik zu fördern und was muss dahingehend aus Ihrer Sicht künftig noch getan werden?
Celia Sasic: Die Gleichstellung der Frau, im Fußball wie in der gesamten Gesellschaft, ist eine Aufgabe, an der wir ewig arbeiten müssen. Letztlich reden wir dabei über Gerechtigkeit. Beispielgebend ist der Julius-Hirsch-Preis des DFB, mit dem seit zwanzig Jahren besondere Projekte ausgezeichnet werden, die Ressentiments entgegenwirken.
Fritz-Walter-Stiftung: In Ihrer Karriere wurden Sie unter anderem Europameisterin, DFB-Pokal-Siegerin, sowie Champions-League-Siegerin. Sie waren damit Vorbild für so viele junge Sportlerinnen. Was würden Sie jungen Mädchen aus heutiger Sicht raten, deren großer Traum es ist, auch Profifußballerinnen zu werden?
Celia Sasic: Disziplin, Geduld, Dranbleiben. Die eigenen Grenzen ausloten und verschieben. Und die Werte des Mannschaftssports aufsaugen. Diese Tugenden kann man immer gebrauchen. Letztlich lehrt uns das auch Fritz Walter, der kämpfende Spielmacher.
Fritz-Walter-Stiftung: Sie waren Botschafterin für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Wie lautet Ihr Fazit und was war Ihr persönliches Highlight des Turniers?
Celia Sasic: Noch nie kamen aus so vielen Ländern so viele Menschen zu einem Turnier zusammen. Deutschland ist durch seine geographische Lage dafür prädestiniert, acht von neun Nachbarländer fielen bei uns mit bester Feierlaune ein. Die Fan-Märsche der Holländer oder Österreicher waren von ansteckender Fröhlichkeit. Es gab herausragende Spiele, wie Deutschland gegen Spanien oder Spanien gegen Frankreich. Und Georgien hat in der Heimat den Achtelfinaleinzug als Triumph gefeiert. Er gibt dem Land einen Impuls. Der Wert von sportlichen Großereignissen für unser Land und Europa wurde in diesem Sommer klar sichtbar. Wir müssen sie immer wieder veranstalten.