Fritz-Walter-Stiftung

Fritz-Walter-Gala 2010 im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern

Gala für eine Legende: „Fritz Walters Werte sind zeitlos“

„Auf einen solchen Mann kann man nicht warten, sondern nur hoffen“, sagte Sepp Herberger einmal über Fritz Walter. In Anwesenheit von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger hat der 1. FC Kaiserslautern am Sonntag im Rahmen einer Gala der deutschen Fußball-Legende Fritz Walter gedacht. Der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft und Weltmeister von 1954 wäre an diesem Tag 90 Jahre alt geworden.

Der 3:2-Triumph gegen den übermächtig scheinenden Favoriten Ungarn im WM-Finale von 1954 hat die vielleicht größte Geschichte des deutschen Fußballs geschrieben. Das Wunder von Bern ereignete sich auch und gerade dank Walters Willenskraft. Es war seine Elf, es war sein Wetter. Am 24. Juni 1958 beendete Fritz Walter nach 61 Länderspielen und 33 erzielten Treffern seine internationale Laufbahn.

Onlineredakteur Thomas Hackbarth hat mit Walter Desch, dem Präsidenten des Fußballverbandes Rheinland (FVR) und stellvertretenden Vorsitzenden der Fritz-Walter-Stiftung im DFB.de-Gespräch der Woche über die ungebrochene ikonische Kraft des „Kapitäns für Deutschland“ geredet.

 

DFB.de: Am Sonntag hätte Fritz Walter seinen 90. Geburtstag gefeiert – Anlass für eine von vielen Prominenten besuchte Gala im Kaiserslauterer Stadion. Herr Desch, wie war der Abend?

 

Walter Desch: Es war eine sehr emotionale Veranstaltung. Über die vielen prominenten Besucher haben wir uns gefreut, etwa über einen von zwei heute noch lebenden Spielern der ungarischen Mannschaft von 1954, Jeno Buzanszky. DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, DFB-Ehrenpräsident Gerhard Mayer-Vorfelder, Ehrenspielführer Uwe Seeler, Hans Tilkowski, Steffi Jones und Kaiserslauterns Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel waren Ehrengäste genauso wie fast die komplette Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern inklusive Trainer Marco Kurz und Manager Stefan Kuntz. Renate Kehl war dabei, die Fritz Walter 45 Jahre als Sekretärin unterstützt hatte. Uwe Seeler hat dann später am Abend gerade die jungen FCK-Profis an die Werte erinnert, die Fritz Walter verkörpert hat: Kampf, Laufbereitschaft und außerhalb des Spielfeldes eine gelebte Bodenständigkeit.

 

DFB.de: Die Gala war nur ein Teil des Festprogramms. Wie wird und wurde der „Anti-Star ohne Allüren und Skandale“ noch geehrt?

 

Desch: Zum einen durch das neu erschienene Buch „Fritz Walter – Kapitän für Deutschland“, in dem viele enge Freunde über ihn schreiben. Etwa Uwe Seeler, Franz Beckenbauer, Günter Netzer, Miroslav Klose, Hans Schäfer, Otto Rehhagel und Rudi Michel. Theo Zwanziger erinnert sich an eine Fahrt nach Ungarn, als er Fritz Walter eine Kleinigkeit kaufen wollte und der ablehnte, weil ihm ja schon die Fahrt bezahlt worden sei. So war er gewesen. Das kurzweilig geschriebene Buch bringt ihn uns noch mal ganz nahe, in seiner Bescheidenheit, Geradlinigkeit und Ehrlichkeit. Hier berichten Zeitzeugen über Momente, die sie direkt erlebt haben. Den Band gibt es im Buchhandel zu kaufen, wobei 2,50 Euro direkt an die Fritz-Walter-Stiftung gehen. Die Erstauflage von 12.000 Stück dürfte schon bald vergriffen sein. Im Stadion wurde am Sonntag außerdem eine Museumsfläche eröffnet, durch die an Walters Leben erinnert wird. Und beim Bundesligaspiel am Samstag trug die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern ein Sondertrikot mit seinem Konterfei und einem Zitat. Erstmals seit drei Jahrzehnten spielte der 1. FC Kaiserslautern ohne Trikotwerbung.

 

DFB.de: Welche Ziele verfolgt die 1999 gegründete Fritz-Walter-Stiftung?

 

Desch: Mit dem Fritz-Walter-Cup organisieren wir jetzt schon seit zehn Jahren den größten Schulfußball-Wettbewerb in Deutschland mit 500 Mannschaften und rund 5000 mitspielenden Kindern. Überall dort, wo in Rheinland-Pfalz ein Mini-Spielfeld gebaut wurde, veranstalten wir Fritz-Walter-Feste. Wir erfüllen eine Partnerschaft zu dem 54er-Endspielgegner Ungarn mit Leben und haben gerade den Bau eines Kleinspielfeldes an einer ungarischen Schule finanziert. Den Fritz-Walter-Preis verleihen wir jährlich für besonderes ehrenamtliches Engagement im Jugendbereich. Den Fans wird die „Fritz-Walter-Medaille“ bekannt sein, die wir jährlich an die besten Nachwuchsspieler verleihen. Manuel Neuer, Marko Marin oder die Nationalspielerin Celia Okoyino da Mbabi wurden so schon ausgezeichnet.

 

DFB.de: Wann haben Sie Fritz Walter persönlich kennengelernt?

 

Desch: Erst in den 90er-Jahren im Rahmen der Arbeit für die Stiftung und den Landesverband. Er war damals häufig Gast in der Koblenzer Sportschule Oberwerth. Als kleiner Junge habe ich mir den Hals ausgerenkt, um ein paar Zentimeter von der Fernsehübertragung aus Bern zu sehen. Nie hätte ich mir erträumt, dass ich einmal einen Weltmeister kennenlerne, und dann wurde es sogar unser Kapitän. Man konnte ihn einfach ansprechen, er war trotz seiner unglaublichen Erfolge und riesigen Verdienste für den deutschen Fußball einfach und unkompliziert geblieben. Wenn er am Sonntag bei der Gala dabei gewesen wäre, hätte er bestimmt über den großen Aufwand geschimpft. Aber mitgefeiert hätte er dann auch.

 

DFB.de: Die Bescheidenheit, das Bodenständige, aber auch der Virtuose am Ball – das zeichnete Fritz Walter aus. Gab oder gibt es einen Wiedergänger in der Nationalmannschaft?

 

Desch: Auch Uwe Seeler hat die großen Angebote aus dem Ausland abgelehnt, und auch er hat sich sozial unglaublich eingebracht. Da besteht eine spürbare Seelenverwandtschaft.

 

DFB.de: Über 50 Jahre sind vergangen, seit Fritz Walter seine Karriere beendet hat. Warum hat er heute noch eine so große Bedeutung für den deutschen Fußball?

 

Desch: Auf dem Feld hat er eine deutsche Nationalmannschaft zum ersten WM-Titel überhaupt geführt, eine Mannschaft, die als krasser Außenseiter in das Spiel gegen die Ungarn ging. Fritz Walters Botschaft hat bis heute eine hohe Bedeutung, nämlich dass die Mannschaft mehr zählt als der einzelne Spieler. Er selbst wollte nie als Star behandelt werden, er hat sich immer als einer von elf Spielern gesehen. Auch gegenüber dem jüngsten Zugang verhielt er sich immer kameradschaftlich. Seiner aktiven Karriere folgte das soziale Engagement. Er tat dies, weil er überzeugt war, dass man sich um die kümmern müsse, die nicht so ein Glück im Leben hatten. Fritz Walters Werte sind zeitlos.

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